Deutsche Meisterschaft Cyclocross 2022 Luckenwalde

VonMarco

Deutsche Meisterschaft Cyclocross 2022 Luckenwalde

Hat ein bisschen länger gedauert, aber irgendwie kam der Schreibfluss dieses Mal nur tröpfchenweise – aber hier ist er nun, der Bericht von DM-Wochenende in Luckenwalde:

 

 

HLSTN goes BRNDBRG

„Habt ihr nicht auch Lust mit zur DM nach Luckenwalde zu kommen?“

Eine echte Schnapsidee von Jörg, die er ganz beiläufig in Elmshorn in Runde warf – und die quasi sofort auf fruchtbaren Boden fiel: Ohne jegliche Ahnung, wo genau Luckenwalde liegt oder was uns da erwarten würde, gingen die Anmeldungen und Startgebühr -Überweisungen raus.

Der spätere Blick in die Veranstaltungswerbung ließ dann doch leichte Zweifel aufkommen, ob das für uns Hobbyletten denn das Richtige ist:

  • 7 Brücken zum Über- oder Unterqueren
  • Sandpassage
  • Hürden
  • Steigungen
  • Treppen und Abfahrten.

Dazu kam noch, dass es nur eine einzige Hobby-Klasse von 18 bis 99 Jahren gab – also nix mit „sortenrein junge/alte/ganz alte Herren sortiert“, nein: Hier würden uns die jungen, in vollem Saft stehenden Kerle zeigen, wo der Bartel den Most holt.

In den offiziellen Verlautbarungen klang es etwas nüchterner, dabei nicht weniger bedrohlich:

„Der Kurs hat eine Länge von 2,8 km, mit einer 200 Meter langen Startgeraden. Er besteht aus 3 Teilen. Teil 1: Er ist flach, technisch und mit einer Sandpassage (ca. 40 Meter) bestückt. Nach der ersten Depotdurchfahrt steigt das Gelände sanft an. Teil 2: Nach einer Treppe geht es in die Sandhügel. Hier wechseln kurze Auf- und Abfahrten mit Laufpassagen. Nach dem Blick zur Sky-Bar und über die Skyline der Stadt Luckenwalde führt der Kurs zurück ins Stadion. Teil3: Jetzt wird es noch einmal sehr technisch. Hürden werden überwunden, man überquert zwei Brücken und schaut nach einer Treppenpassage bereits auf die Ziel-Area, die nach einigen Richtungswechseln erreicht wird.“

Andererseits lockten natürlich auch einige Punkte wie „Top Catering an 3 Standorten, Sky-Bar, Gulaschkanone, Bratwurst, Pommes, Crepes, Guerilla-Bar“.

Sonnabend

Samstagmorgen ging es bei ordentlichem Wetter in Trittau los, aber kaum hatten wir „rübergemacht“, zeigte sich der kalte Osten sich von seiner winterlichen Seite – glücklicherweise wurde es dann wieder umso freundlicher, je näher wir Luckenwalde kamen.

Eine perfekte Anfahrtsbeschreibung war ja bereits im „Technischen Leitfaden“ enthalten ( https://cx-dm-luk.de/.cm4all/uproc.php/0/TLF_Dez_212712_korr_sm.pdf?cdp=a&_=17dfc0c16af ), aber auch vor Ort war in Luckenwalde alles vorbildlich ausgeschildert.

So schlugen wir rechtzeitig in der „Permanence“ in der Bahnhofsbibliothek auf, um unsere Startunterlagen abzuholen und wenig später waren wir dann auch schon zum Gucken an der Strecke.

Gerade rechtzeitig zur Siegerehrung der U23-Männer waren wir im Infield und konnten anschließend bei Kaffee & Kuchen das Kids-Race anschauen: Ein bisschen Mitleid hatten wir mit den Lütten, denn gefühlt hatten die beim „Le-Mans-Start“ mehr Strecke zum Laufen als anschließend zum Radeln – aber sie haben es alle tapfer und sportlich genommen.

Die ersten bekannten Gesichter liefen uns auch über den Weg, u.a. Jörg von CX-Land, der „hamburger cyclist“ (natürlich in filmender Mission unterwegs), Nils (vom seinem Sen.-2-Rennen schon wieder gut erholt) und Kai mit seinen beiden Kieler RV Junioren.
Die Erkundung des gesamten Areals war mit Licht & Schatten gesprickt: Der Boden der Strecke schein trotz 4°C und Sonnenschein noch mit Rest-Frost ziemlich fest zu sein – für den nächsten Tag war keine Sonne und nur 2°C vorhergesagt, von daher hatten wir Chancen auf ähnlich guten Untergrund.

Die aufgestellten Brücken hingegen (rauf 2x per Treppe und 2x fahrend, runter 4 x fahrend) waren schon beeindruckend, die wirkten genau so steil, wie man es sonst aus den Übertragungen der Weltelite kennt.

Für massives Stirnrunzeln sorgten dann aber die Sandhügel mit den kurze Auf- und Abfahrten (eben in recht tiefem Sand) und vor allem die lange Laufpassage rauf zur „Sky-Bar“, die anschließende Abfahrt (oder doch lieber Bergab-Lauf?) in tiefem Sand und anschließend erneuter Bergauf-Laufpassage und Abfahrt Richtung Therme: Wenn man das nur vorher (also: vor der Anmeldung …) gewusst hätte …
Bald darauf startete dann auch das Highlight des Tages: Frauen Elite, U23 und U19. Wie erwartet machte in der Elite die alte Meisterin „kurzen Prozess“ und fuhr ungefährdet ihren 5. Meistertitel in Folge ein.

Die Siegerehrungen fanden dann mit einigen aus dem Stevens-Cup bekannten Gesichtern statt: Bei den Elite-Damen landeten Stefanie Paul auf Platz 3 und Cordula Neudörfer auf Platz 6 sowie Philine Letz auf Platz 8. Bei den U23-Damen stand Lea Lützen (bis vor kurzem noch bei den Hobby-Damen im Stevens-Cup unterwegs) als Viertplatzierte zwar nicht auf dem Podest, aber dennoch mit oben auf der Bühne zur Ehrung der sechs Bestplatzierten – Respekt!

Durchgefroren, von den starken Vorstellungen beeindruckt und mit Respekt vor der Strecke ging es anschließend ins Hotel, wo ich mit dem Versuch scheiterte, das ganze warme Wasser weg zu duschen: Klappte nicht, kam immer weiter schön heiß aus der Brause.

Abends ging es dann noch ins „Belfiume“, dem Numero-Uno-Restaurante Luckenwaldes, um mit Pizza und Pasta die passende Grundlage für die kommenden Heldentaten zu legen.

Sonntag

Früh morgens, noch fast dunkel, schlichen wir uns aus dem Hotel, um die ungemütlich gelegene Trainingszeit (von 7:30 – 9:00 Uhr) wahrzunehmen: Anders als man es vom heimischen Stevens-Cup kennt, gab es keine Möglichkeit, die Pausen zwischen den Rennen zu nutzen – nur die wenigen Zeitfenster am Freitagnachmittag und Sa./So. morgens waren zugelassen.

Nach wenigen Minuten waren wir auf der Strecke und angenehm überrascht:

Einerseits war der Boden wie erhofft vom Nachtfrost schön fest, andererseits waren viele am Vortag zerfurchte Abschnitte (z.B. in den Sandhügeln) eingeebnet worden und sehr gut fahrbar.

Die 40 Meter lange Sandkiste war zwar uneben, aber ziemlich gut durchgefroren – leider zu lang um sie mit sinnvollem Krafteinsatz fahrend zu bezwingen, aber für die beste Art der Querung fand sich auch bald eine Strategie.

Wenn die lange Treppe auch endlos erschien, so waren die Ab- und Abfahrten der Brücken auf dem Rad weitaus weniger furchteinflößend als beim bloßen Zuschauen. Die Bergauf-Laufpassagen vor und hinter der Skybar waren so wie man es eben erwarten und befürchten musste, dafür schienen die dazu gehörigen Abfahrten auch nicht so schlimm – so konnten wir einigermaßen frohen Mutes wieder zurück ins Hotel zum ausgiebigen Frühstück.

Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten oder vielleicht auch nur nicht wahrhaben wollten:
Die schön hergerichtete Strecke und der feste Boden hatten uns ganz wunderbar eingelullt und am Nachmittag würde sie dann ihr wahres Gesicht zeigen …

Kurz vor Mittag checkten wir dann aus dem Hotel aus und waren rechtzeitig zum Start der U19 Junioren an der Strecke. Das Rennen lief für das Hamburger Stevens-Team noch nicht so überragend wie später am Tag das Elite-Rennen, aber spannend zuzuschauen war es allemal.

Dann hieß es auch schon „selbst warmfahren und ab zu Start“.

Mangels irgendwelcher Ranglisten war die Startaufstellung der Hobby-Rennen ausgelost und hier konnten wir uns nicht beklagen:

Ich durfte in die erste Reihe, Jörg stand in der zweiten Reihe und das Feld der Hobby-Damen war so übersichtlich, dass alle in einer Reihe Platz fanden, also durfte Julia auch aus der 1. Reihe starten.

Ungewohnt war dann auch der Start per Ampel und ohne Pfiff: Los ging es zunächst über ca. 40 Meter holperiges Kopfsteinpflaster, ehe es direkt weiter auf die lange Gerade mit feinstem Asphalt wechselte. Als 8. bog ich an deren Ende in die erste Kurve ein – also eher ein Start mit „Minimalergebnis“, wenn man als einer von acht Fahrern aus der ersten Reihe losfährt.

Hier beim Einfädeln gab es schon die 2. Berührung (die erste war schon auf dem Pflaster) mit einem mehr als engagierten Fahrer – was er da fuhr war schon keine „Kampflinie“ mehr, sondern ging eher Richtung Kampfsport. Bis zur Sandgrube lief alles wie auf der Perlenschnur aufgezogen und in der Grube gab es dann den 3. Und zum Glück letzten Kontakt mit dem vor mir steckengebliebenen „Sportsfreund“.

Im weiteren Verlauf bis zur langen Treppe musste ich dann schon den einen oder anderen Platz hergeben, auch Jörg zischte schon an mir vorbei. Nach der laaaaaaaaangen Treppe ging es dann mit Schwung in die Sandhügel: Ich war wohl noch vom gutem Verlauf des morgendlichen Trainings zu schwungvoll und merkte zu spät, dass sich an genau dieser Stelle ganz Entscheidendes an der Strecke getan hatte:

Irgendwie tat sich vor mir ein wahres Loch auf und ehe ich es wirklich bemerkte, lag ich auch schon im Sand – was mich weitere 3 Plätze kostete und hier bei 4:16 Min. zu bewundern ist:

Aber was soll´s, auch damit trägt man ja zur sonntäglichen Belustigung der nicht zahlenden Zuschauer bei – Mund abwischen und weiter geht´s, schnell noch die letzten flachen Meter bis zum Skybar-Aufstieg genießen.

Dort war dann die Hölle los: DER HOTSPOT für die Zuschauer und mächtig Stimmung; einer der Zuschauer hat so laut und pausenlos alle FahrerInnen angefeuert, der Kerl muss noch bis Ostern heiser sein.

Die Abfahrt von der Bar herunter war in der ersten Runde zwar leicht eierig, gelang aber ganz gut. Dann das Rad auf die Schulter und wieder berghoch, Rad absetzten, rauf auf den Sattel und mit viel Gottvertrauen durch den weichen Boden und über Wurzeln in Schussfahrt runter am Schwimmbad vorbei.

Das war jetzt noch der „gemütlichste“ Teil der Strecke, denn hier konnten Puls und Atmung von „tiefrot“ wieder in den orangenen Bereich absinken. Alles schön flach (okay, bis auf die Hürden und die paar Brücken …) und der Boden fest und griffig (bis auf die Sandkuhle und eine kleine Matschloch-Schikane) – dann kamen wieder die 3 Schlüsselstellen „lange Treppe“ und „lange, steile Laufpassagen vor und nach der Skybar“ – die haben in der Tat gefühlte 80% aller Körner gekostet.

Im 2. Durchgang der Abfahrt von der Skybar fuhr ich an 3. Stelle eines Trios – der erste Fahrer bahnte sich äußerst sachte den Weg hinab, der Fahrer direkt vor mir bremste und schlug einen kleinen Haken, so dass ich im tiefen Sand auch kurz die Bremse antippen musste und prompt zum 2. Mal unelegant vom Rad stieg. Trotzdem gelang gleich darauf laufend noch ein Platzgewinn – alles hier bei etwa 1:35:42 Std. zu sehen:

Damit ist die Geschichte zur Rennmitte auch schon praktisch zu Ende erzählt: Diesen Platz 25 konnte ich dann zwar nicht mühelos, aber ungefährdet ins Ziel fahren.

Jörg und Julia warteten dort bereits: Jörg war auf Platz 15 über 3 ½ Minuten vor mir über die Ziellinie gerollt und Julia hatte wieder massive Probleme mit der knickenden Beinarterie und musste nach einer Runde die Segel streichen – sehr schade, aber das wird in Zukunft ja wieder besser.

Direkt am Kuchenzelt hat uns der Kieler Kai dann unsere beim Start abgenommenen Sachen wieder angereicht (nochmals Dankeschön für den Service!) und wir konnten uns „ausgehfein“ machen, um das Rennen der Herren-Elite anzuschauen:

Zuvor stießen wir uns noch im Kuchenzelt die Nase (alles ausverkauft), und so gab es als Stärkung low-carb Bratwurst und Fritten.

Die Leistung der Herren war dann wirklich beeindruckend: Mit welchen Tempo die Jungs durch sämtliche Streckenteile fegten war eine Liga für sich.

Und soweit ich es mitbekommen habe, war Marcel Meisen der einzige Fahrer dem es gelang, den sandigen, wurzeligen Gegenanstieg hinter der Skybar fahrend zu bewältigen:

 

Tja, und nach diesem Rennen war das Abenteuer „DM Wochenende Luckenwalde“ auch schon wieder vorbei. Also rein in den schön vorgewärmten Bus und mit Musik, homemade Chococrossies und voller Eindrücke und Erinnerungen ging es auf die Heimreise „from BRDNBRG back to HLSTN“.

Videos vom „hamburger cyclist“ und von „thekopfkino“.

 

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