VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 8. Lauf: Neu Duvenstedt

Krisengewinner (Deutsch), Substantiv, f
Kri·sen·ge·win·ner
[ˈkʁiːzn̩ɡəˌvɪnɐ]

 

Dieser Renntag läuft wohl unter der Überschrift „Krisengewinner“ und startete schon erstmal gar nicht so gut:

Anreisen musste ich allein, da sich Jörg unter der Woche mit einem kleinen, aber wohlbekannten Virus ins Bett gelegt hat. Aber immerhin hörte nach der Kanalüberquerung der Regen auf und sogar ein klein bisschen Sonnenschein blintzelte zaghaft durch die Wolken hindurch.

Die letzten Jahre war ich ja immer des Lobes voll zur Neu Duvenstedter Strecke:

„Ich liebe diesen Kurs. Außer Treppenlaufen (dafür Treppenfahren) und Sand ist hier alles aufgeboten, man muss technisch und konditionell auf der Höhe sein…“

Dieses Mal haben sich leichte atmosphärische Störungen in diese Liebesbeziehung eingeschlichen. Das lag nur zum Teil an der leichten Streckenänderung bzw. –erweiterung (es gab eben noch einige Meter mehr über schlecht rollende Wiese, siehe roter Teil in der Karte),

aber der Boden war eben speziell im oberen Wiesenteil nach meinem Gefühl ein „Pattex-Untergrund“: Kein Dahinrollen, eher klebrig, als würde man hinten am Trikot festgehalten. Mir schwante schon bei der Streckenbesichtigung, dass das heute wieder ein Kräfteraubbau werden würde und dass da wahrscheinlich ein paar Leute am Start sind, die in dem Punkt mehr zu bieten haben werden als ich.

Im eher technischen „Wald-Teil“ (in der Ecke „Bornbarg – Trekking-Platz“) war der Parcours partiell verändert, ließ sich aber eher leichter fahren als im vergangenen Jahr – ein, zwei Ecken an denen es im letzten Jahr ein böses Gestochere war, gingen dieses Mal recht flüssig von der Hand. Besonderes Schmankerls im Verlaufe unseres Hobby-Ü50-Rennens war die Mega-Stimmung und Anfeuerung an der letzten Waldkehre durch Sonja, Silke, Knelly & Co. – ich würde sagen: Vorstufe zu einem belgischen Hexenkessel. 🙂

Also auf ins Gefecht, mein Krisengewinn Nummer 1: Da Jörg als Gesamtführender fehlte, kam ich zu der (für mich) besonderen Ehre, als Allererster zur Startaufstellung aufgerufen zu werden. Okay, dafür kann man sich niCX für kaufen, es ist aber schon ein leicht erhebendes Gefühl.

Im Laufe der Saison hatten Jörg und ich ja schon einige Male als CTH-Duo den Launch am besten hingelegt – dieses Mal sind die beiden Kieler RV-Jungs am besten aus den Startblöcken gekommen:
Ganz vorn Hinnerk, dahinter war Kay richtig gut gestartet. Etwa auf der Hälfte der Startgeraden schob ich mich dann aber an ihm vorbei und direkt an Hinnerks Hinterrad. Nach der ersten Linkskurve zischte dann aber schon Klaus an mir und kurz darauf an Hinnerk vorbei und gleich auf der zweiten Wiesengerade setzte sich auch noch Luigi vor mich.

Aber wie das so ist, nimmt Luigi ja doch gern mal eine Bodenprobe: Nach der Rechtskurve um den Baum war es in der folgenden Linkskurve so weit – Klatsch lag er formatfüllend im Weg und dass ich noch drum herum kam anstatt sein Rad in den weichen Boden einzumassieren war wohl die fahrtechnische Glanztat des Tages. Also konnte ich vorübergehend wieder auf den letzten freien Podiumsplatz vorfahren.

Durch die Schräghangsenke, über die Hürden und dann hinein in das Schräghang-Geschlängel: Das war hier im Wiesenbereich mein Parade-Abschnitt, in dem ich mir Runde für Runde etwas Luft verschaffen konnte.

Aber wo man runter rollt, muss man ja auch mühevoll wieder hoch: Die Wiederauffahrt kostete immer viel Kraft, dann folgte die nächste Down- und Uphill-Passage und hier zog Luigi schon wieder vorbei.

Über die Hoppel-Hürden, die Treppen hinauf und ins Wäldchen und am Schaukelgerüst vorbei hatte ich ihn noch im Visir und an der Baumwurzel der steilen Aufwärtsrampe kam dann auch ein Strauchler – nicht nur von Luigi, sondern direkt dahinter auch von mir. Als es dann wieder auf die Start-Ziel-Gerade ging, zog er dann allerdings nach und nach auf und davon.

Ich glaube es war schon im Verlauf der 2. Runde, als mir Tim (immerhin 4. des sehr schnellen Rennens in Hannover) oben auf der Wiese an den Fersen klebte. Hinunter an der Wechselzone vorbei und die halbe Runde im Wald konnte ich ihn dank sicherer Linienführung noch hinter mir halten, aber ihr ahnt es schon: Die Start-Ziel-Gerade … überholen … und gleich eine ordentliche Distanz herausfahren.

Die nächste Ernüchterung kam dann bei der folgenden Zieldurchfahrt:
Wegen des verlängerten Kurses hatte ich ja darauf spekuliert, dass es eventuell eine Runde weniger zu fahren sei als im Vorjahr – aber diese Hoffnung zerplatzte beim Blick auf die ausgehängte „3“. Also noch 3 Runden zu fahren und ich war schon fiCX und fertig – im Nachhinein sollte es sich aber für mich als Segen erweisen, Stichwort „Krisengewinner“.

Zunächst aber schwenkte das Pendel noch in die entgegengesetzte Richtung: Von dem nicht allzu weit hinter mir fahrenden 3er Pack hatte sich Sven herangepirscht. Same procedure: Überholen und davon fahren, nur noch Platz 6.

Und es ging weiter: Als es im vorletzten Umlauf auf die Hürden zuging, waren Gerrit und Kay ganz dicht an mir dran.
Also wieder zügig und hochkonzentriert durch das Schräghang-Geschlängel, wieder hinaufwürgen und die beiden folgenden Abfahrten mal so richtig laufen lassen – das verschaffte mir wieder etwas Luft. Meine Hoffnung war jetzt, dass die beiden sich gegenseitig im Kampf um die Position beschäftigen und ich mich über die letzte Runde retten kann.

Also nach der Glocke noch einmal auf der Startgeraden die letzten Kraftreserven mobilisieren, um möglichst mit gutem Vorsprung in die letzte Wiesendurchfahrt zu gehen – das klappte, nach hinten war die Lücke wieder sichtbar größer geworden. Jetzt überall möglichst sauber fahren, bergab laufen lassen und bergauf drücken – das tat weh, aber es funktionierte. Dann in der letzten Waldpassage tauchte Sven wieder vor mir auf: Der hatte am Vorderrad einen Plattfuß und musste sein Rad durch die Kurven schieben – Krisengewinn Nummer 2: Mit (ehrlich gemeinten!) Worten des Bedauerns an ihm vorbei und ab ins Ziel.


Kleiner Jubel darüber, dass es endlich vorbei ist.

Dort angekommen und durchgeschnauft gab es auch noch richtig was zu sehen: Gerrit und Kay bogen Rad an Rad auf die kurze Zielgerade ein und setzten zum Sprint an. Gerrit kam mit einem Fuß jedoch nicht ins Pedal und so gelang es „Zielstrich-Orkan“ Kay noch, innerhalb des letzten Meters sein Vorderrad vorbei zu schieben – welch eine Action!

Und so sah dann das Podium des Tages aus:

Von meinem Krisengewinn Nummer 3 erfuhr ich erst, als ich abends völlig platt auf dem Sofa lag und mir die (in dieser Saison wirklich superschnell erscheinenden!) Ergebnislisten anschaute:
An sich war ich fest der Annahme, als 5. ins Ziel gekommen zu sein, aber irgendwann und irgendwo muss auch Tim die Defekthexe ereilt haben, denn er war nur auf Platz 13. gewertet – also ist es bei mir sogar noch der 4. Platz geworden.


Mike liefert den krisenbehafteten Fotobeweis.

Des einen Leid, des anderen Freud: Klar, kein Grund in Jubelstürme auszubrechen, dafür war meine Leistung zu überschaubar. Aber die Punkte nehme ich gerne mit und klammere mich so lange es geht an den 2. Platz im Gesamtklassement. Der wird zwar früher oder später an Hinnerk und Klaus verloren gehen (allerspätestens, wenn am Saisonende die 2 Streichergebnisse verrechnet werden), aber so lange sieht es zumindest sehr schön aus, so weit oben zu stehen und das genieße ich, so lange es eben geht.

Jetzt bin ich erst einmal heilfroh, dass es mit dem Stevens-Cup erst in 4 Wochen weiter geht – da hat der Körper ein bisschen Zeit, sich mal wieder zu erholen. Nächstes Wochenende als ganz frei, dann mit der LV-Meisterschaft in Bremen ein kleines Rennen zum „Warmhalten“, dann als Zuschauer und/oder Helfer die Masters-Weltmeisterschaft in Hamburg und erst dann geht es wieder so richtig zur Sache mit dem Nikolaus-Cross am Butterberg.

Bilder von Michael Richter (aka Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/11/14/stevens-ccc-neu-duvenstedt-12-11-2023/ )

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 7. Lauf: Bad Oldesloe

[ Zitat von Fotograf Michael:]
Einen Teilnehmer möchte ich hier noch zitieren: „Ich bin am Ar**h!“ rief er mir zu …

Welch eine Verrohung der verbalen Sitten: Das ist ein Skandal und den prangere ich hiermit an! :-/ Scheinbar wird die Wortwahl um so kräftiger, je kraftloser der Fahrer ist.
Btw.: Korrekt zitiert lautet es „Ich bin ja soooo im Ar**h!“ 😉

Ich hatte es ja am Sonnabend schon geahnt, dass es keine gute Idee war, sich selbst so ganz ohne Not ein Doppel-Wochenende reinzudrücken. So schlich ich denn auch vormittags schon wie Falschgeld durch die Gegend und die beste Idee für diesen Sonntag wäre es wohl gewesen, sich mit einem Kühlpad auf dem Knie und einem Wärmekissen unter’m Rücken gemütlich auf´s Sofa zu legen und die Europameisterschaften in Pont Chateau zu schauen. Aber wenn man es nicht nur am Körper sondern auch ein bisschen am Kopf hat, dann packt man trotzdem die 7 Sachen und fährt zum Travering, auf dem der RV Trave zum 3. Mal sein Crossrennen ausrichtete.


Warten auf die Streckenbesichtigung: Elan & Vorfreude sehen anders aus.

Die Strecke war fast identisch gegenüber dem Vorjahr, ein paar ganz kleine aber sinnvolle Detail-Änderungen hat es gegeben.

Der Start war wieder das gleiche Uphill-Sprint-Festival wie im Vorjahr. Anders als im Vorjahr lief es von der Startlinie weg lief bis hin zu „Stilfer Joch“ richtig gut:
Klaus schoss vorneweg, ich hinterher, hinein in die Schräghang-Kehren am Depot. Für die erste Linkskehre hätte man ganz weit rechts ausholen müssen, um sie fahrend zu bewältigen – so weit wollte ich die Tür für die Verfolger aber nicht auf machen, also gleich scharf links innen in Kurve gestochen, runter vom Rad und die beiden Kehren laufend erledigt.

Dann wieder rauf auf den Sattel und in die Schräghang-Abfahrt: Kehre unten auf dem Asphalt und den nächsten Schräghang wieder hoch. Die gewählte Linie ganz rechts funktionierte (im Laufe des Rennens auch 2x nicht) und so ging es fahrend rauf auf das nächste kurze Asphaltstück.

Rauf auf den Graswall ging es dann immer sehr gut, aber oben drauf war der so tief durchnässt und matschig, dass man einerseits kaum vom Fleck kam und andererseits so sehr herumeierte, dass es auch ein bisschen Glück brauchte, um von dort nicht hinunterzufallen.

Über die Ziellinie und die fallende Gegengerade etwas Luft holen, mit Schwung die Graskehre hoch, über die Wellen und wieder runter auf den Asphalt. Jetzt nach der Kehre in Richtung „Stilfser Joch“ maximal Schwung mitnehmen und drücken-drücken-drücken.

Bei der Streckenbesichtigung klappte es einmal und einmal nicht und mir war schon klar: Mit schwindenden Kräften wird das im Rennen höchstens einmal klappen. Um es kurz zu machen: Ein klappte kein einziges Mal.

Kurz vor oben blieb ich hängen, musste runter vom Rad, rutschte ich erstmal einen halben Meter zurück, dann 4-5 rutschende Schritte auf der Stelle.

Bis es wieder vorwärts ging war Jörg schon vorbei und Hinnerk neben mir.

Aber Ich kam immerhin vor ihm wieder in Fahrt und den nächsten Wall hoch. Jetzt schlug die Stunde … also die Minute … ähh, zumindest einige Sekunden lang der Moment der Team-Taktik:
Jörg konnte vorn mit freier Fahrt ordentlich Meter machen und ich konnte das tun, was ich am besten kann, ein rollendes Hindernis sein. Aber das klappte eben nur auf dem schmalen, rutschigen Wall. Sobald wir auf die große Schleifen-Wiese kamen, zog Hinnerk vorbei und zischte Jörg hinterher.

Immerhin diese Schleifen auf der Wiese liefen heute recht passabel: Die Kehren waren nicht ganz einfach zu fahren, aber die Reifen hatten guten Grip und so ging es jede Runde ohne Malheur. Nur im letztens Bergaufstück war es mittlerweile so schlüpfrig, dass ich immer entweder etwas mitfüßeln oder für ein paar Schritte ganz runter vom Rad musste.

Dann ging es rüber zur alten BMX-Bahn: Hier waren einige der engen bergab-Kehren richtig eklig zu fahren. Eine Matschschicht schmierte über die andere, gescheite Furchen bildeten sich kaum. Statt über das Vorderrad zu lenken klappte es noch am besten, dem überbremsten Hinterrad einen kleinen Impuls zu geben und per Drift das Fahrrad in die richtige Richtung umzusetzen.

Die Abfahrt runter war auch nicht so schön wie im letzten Jahr und direkt hinter der Anlieger-Kurve lauerte wieder nur zäher Matsch.

Nach dem Durchwurschteln der Kurven und Kehren dann die eklige Auffahrt Richtung Depot: Ich glaube hier hat mich Luigi dann überholt.

Auch wenn ich eigentlich nach der ersten Runde schon platt war: Von hinten kam Gerrit-Jan in Sicht, da musste ich also weiter Gas geben, so gut es eben ging. Und damit konnte ich auch mehr oder minder an Luigi dran bleiben:
Über den Verlauf streckte sich der Abstand zwischen uns, an einigen Abschnitten konnte ich aber recht schnell wieder dichter kommen.

So ging das über die Renndistanz und gegen Ende der vorletzten Runde war ich plötzlich wieder direkt dran: Während Luigi sich den Schräghang zu Fuß raufkämpfte, hatte ich es in der Abfahrt noch einmal richtig laufen lassen und auch bergauf klappte es ein letztes Mal wie am Schnürchen. Aber schon oben auf dem schlüpfrigen Wall ging die Lücke wieder auf und auf der Zielline fuhr er, als gäbe es kein Morgen und ging wieder mit Vorsprung in die letzte Runde.

Jetzt zog es mir so richtig den Stecker. Einziger Trost bei Blick zurück war, dass von Gerrit auch erstmal nichts zu sehen war. Der war glücklicherweise in Sachen „Vorbelastung“ mindestens genau so fahrlässig wie ich: Zwar war er gestern nicht am Großensee, dafür zum Schwimmen. Und am Sonntagvormittag schon für 3 Runden/15 Kilometer Laufen am Bramfelder See. Also genau so platt wie ich.

So robbte ich also ein letztes Mal um den Kurs und konnte den 5. Platz zwar mühevoll aber ungefährdet ins Ziel bringen – heilfroh, dass es endlich zu Ende war.

Jörg konnte zwar nie an Klaus heran kommen, hielt sich dafür aber Hinnerk vom Leib und kam als 2. ins Ziel. Das Stamm-Podium stand also schon relaxed-plauschend hinter der Ziellinie:

Nächste Woche also mit Neu Duvenstedt einer meiner Lieblings-Kurse und: Gott sein Dank weit und breit kein Doppel-Wochenende mehr in Sicht!

Bilder von Michael Richter (aka Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/11/06/stevens-ccc-bad-oldesloe-5-11-2023/ )

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Trek Cyclocross Serie 23/24, Großensee-Cross

Neben den ganzen Rennen des Stevens-Cyclocross-Cup gab es heute etwas Abwechslung: Der Auftakt zur dritten Auflage der kleineren Trek-Cyclocross-Serie.

Mit Blick auf den kommenden Tag mit dem Stevens-Cup in Bad Oldesloe (und dem dafür angesagten Regen über Nacht) tat es mir schon fast leid, dass ich für Großensee gemeldet habe – wahrscheinlich wäre es sehr viel schlauer gewesen so wie Jörg einen Ruhetag einzulegen und morgen mit frischen Beinen zu starten – aber nun war es zu spät.

Nach ein bisschen Smalltalk mit vielen bekannten Gesichtern ging es zur Streckenbesichtigung:
Fast überall äußerst griffiger Boden, dort wo es matschig war ließ es sich gut durchrollen und auch die Sandabschnitte zeigten sich verhältnismäßig gütig.
Hier und da waren ein paar Änderungen gegenüber dem Vorjahr eingebaut, aber der Streckencharakter blieb dadurch im Grunde unverändert.

Um 14:00 Uhr ging es dann zur Sache: Start der Männer & Masters ohne UCI Lizenz.

Martin startete also vor mir bei den Männern, kurz (eigentlich zu kurz) danach wurde unser Masters-Rennen angepfiffen:
In der Startaufstellung stand ich im „RG Uni-Sandwich“ zwischen Ocke und Gunnar: Beides sehr gute Starter und so bogen die beiden auch vor mir vom Asphalt hinein ins Gelände des Freibades ein.

Durch den geringen Start-Abstand der beiden Rennen fuhren wir schon in der ersten Schräghang-Baum-Schikane auf die hinteren Fahrer des Männer-Rennes auf, die sich dort mühsam hindurchstocherten – denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Aber Timing und Linienwahl passten dennoch und so ging es ohne abzusetzten durch dieses Nadelöhr hindurch in folgende Linksabfahrt, dabei 2 Männer-Fahrer überholt und nach dem nun kommenden Bergauf-Stich kam ich auch schon an Gunnar vorbei – kurzfristig also der 2. Platz.

Jetzt Richtung Strandpassage ging es durch den „CTH-Hexenkessel“: Bestimmt 5 Mal so viele CTHler zum Jubeln und anfeuern an der Strecke als auf dem Rad im Rennen.

Irgendwo im Bereich zwischen Sand und Schlamm überholte mich dann der spätere Sieger Tobias und begab sich auf die Jagd nach Ocke.

Bis in dies Schleifen des Parkplatzes konnte ich meinen 3. Platz noch halten, ehe dann Michael an mir vorbei zog: Damit war dann das Battle der Vorsaison wieder eröffnet, denn auch da war er stets 1-2 Positionen vor mir und während des Rennens ging es gern mal hin und her.

 

Zunächst konnte ich gut an seinem Heck bleiben – mit mal mehr oder weniger Abstand: Je nach Streckenabschnitt trugen dann auch noch Fahrer des Männer-Rennens dazu bei, die wir auffuhren und überholten.

In der Schussfahrt zur 180°-Kehre im Freibad quetschte ich mich dann wieder innen an Michael vorbei. Alte Rennfahrerweisheit: „Wer später bremst ist länger schnell.“

Auf der folgenden bergauf führenden Gerade veranschaulichte er mir dann eine weitere Rennfahrerweisheit: PS und Hubraum sind durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr PS und Hubraum. So gab es also den nächsten Platzwechsel und so sehr ich es auch versuchte: Ganz dicht dran war ich noch mehrmals, aber wie wir alle wissen: „dran“ ist noch lange nicht „vorbei“.

Das „vorbei“ hingeben schaffte in der vorletzten Runde noch der Lübecker Jan, der zunächst mich und dann auch noch Michael überholte.

So ging es dann als 5. ins Ziel – rechnerisch immerhin schnellster Ü50er, denn die Plätze 1-4, 6-7 und 13 eroberten die Ü40er.

Martin hatte vorn im Männer-Rennen gut geschlagen und dort ebenfalls den Platz 5 erkämpft.

Die Fortsetzung der Serie folgt dann erst im kommenden Jahr mit dem „Nieuwjaarscross“-Wochenende am 6. und 7. Januar im Crossland HH-Volksdorf.

VonMarco

Bericht aus der Hobby-Klasse: Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 6. Lauf: Kaltenkirchen

Der 6. von 11 Läufen des Stevens-Cups: Irgendwann im Rennen wird heute also „Bergfest“ sein.

Beim Plausch mit Michael klagte ich noch über meinen gefühlten „Phantom-Schmerz“ wegen der in dieser Saison fehlenden M&M-Battles™ – nichts ahnend, dass sich heute ein ganz anderes Battle ergeben würde, das auch noch für ganz andere Schmerzen sorgen sollte.
Wegen diesem „6-Runden-Feuerwerks-Battle“ möge man mir bitte nachsehen, falls ich das eine oder andere Ereignis einer falschen Runde, Reihenfolge oder Streckenabschnitt zuordnen sollte. Das ist dann der „anaeroben Amnesie“ geschuldet:
Wenn jedes einzelne O²-Molekül in den Muskeln verfeuert wird, bleibt halt niCX mehr für´s Gehirn übrig …

Apropos „Bergfest“: Schon bei der Streckenbesichtigung war mir klar, dass die 4 bergauf führenden Passagen mir heute früher oder später (vermutlich schon früher …) den Zahn ziehen würden.

Nummer 1 unverändert zum Vorjahr: Gleich nach dem Start aus der Grube und hinauf zum festen Fußweg. Nun aber nicht „ebenerdig“ rüber zum im letzten Jahr neu hinzugefügten Streckenteil, sondern nach wenigen Metern eine Rechtsschleifen, wieder in schneller, langer S-Kurve ganz hinunter „auf Höhenmeter-Anfang“ (das hat richtig Spaß gemacht), eine kleine fiese Bergaufschikane (Nummer 2), wieder bergab um sich dann sehr mühevoll wieder zurück ganz nach oben (Nummer 3) zum festen Weg empor zu arbeiten.

Erst jetzt ging es rüber zum neuen Streckenabschnitt, der eben bis auf die fehlenden Baumstämme unverändert blieb. Sprich: Hier wartete auch nach Schräghang-Abfahrt und Linksknick der kurze, aber scharfe Bergauf-Stich (Nummer 4), den ich immerhin gleich auf Anhieb hochfahren konnte. Im weiteren Verlauf war dann nur die Streckenführung im 3-teiligen Sandkasten mit der anschließenden Doppel-Schikane leicht verändert.

Trotz Regen an den vorhergehenden Tagen waren die Bodenverhältnisse durchweg griffig. An sich war ich mit den montierten Limus damit overdressed, aber an den „Stichen Nummer 2 & 4“ war der mächtige Hinterrad-Grip sehr willkommen (2) bzw. bitter nötig (4) und in mancher engen Kurve waren die bissigen Schulterstollen auch sehr hilfreich. Im losen Sand hingegen war so viel Profil wiederum hinderlich, aber irgendwas ist ja immer.

Am Start wurden Jörg und ich wieder als erstes aufgerufen. Anders als im Vorjahr, als noch 40 Teilnehmer am Start waren, standen dieses Mal „nur“ deren 24 in den Starterlöchern – da merkt man doch jedes Mal die diesjährige Abwanderung in den Lizenzbereich wegen der anstehenden Masters-WM.

Klaus und Jörg kamen auf dem ersten Metern am besten ins Rollen, wobei Jörg wieder etwas zögerlich auf die 180° Kehre zu fuhr – also blieb ich noch ein bisschen länger „auf dem Gas stehen“ und klebte mich an Klaus‘ Hinterrad. Leider nicht wirklich lange: Schon im ersten kräftezehrenden Wiesen-Aufstieg ging allmählich eine kleine Lücke auf, oben auf dem festen Weg zogen dann Luigi und Jörg vorbei und gingen vor mir in die Abfahrt.

Bei langen „Wiederaufstieg“ kurbelten erst Sebastian und dann Hinnerk an mir vorbei – toll: Das Rennen erst wenige hundert Meter alt und schon bis auf Platz 6 zurückgefallen.

So ging es rüber zum neueren Teil der Strecke und dem Schräghang des Grauens: Hier war Luigi zu ungestühm hineingefahren und gestürzt.

 

So ging es erstmal im dichten Paket mit Sebastian, Hinnerk, Luigi, mir und dahinter Gerrit durch die Schleifen und über die Wiese.

Klaus war da schon praktisch uneinholbar enteilt:
Der hatte heute offenbar keine Lust auf enge Zweikämpfe und gleich von Beginn an die Entscheidung gesucht.

Sebastian und Hinnerk gaben jedoch so viel Gas, dass sie sich schon in der ersten Runde von uns anderen Dreien absetzen konnten.

Ich glaube schon bei der zweiten Passage der Bergauffahrt Nummer 3 zog Gerrit an mir vorbei, ich lag nur noch auf Platz 7: In den Abschnitten, auf denen es um hohe Wattwerte ging, hatte ich Gerrit nicht viel entgegen zu setzen. In manch einer anderen Ecke gelang es mir jedoch durch Fahrtechnik wieder Boden gut zu machen.
Im Schräghang hatte Gerrit immer etwas mehr Mühe, hier konnte ich mich wieder vorbei schieben.

Ich glaube es war dann in der Sandkiste, als Luigi erneut zu Fall kam und ich und Gerrit vorbeikamen und gleich einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte: Somit dauerte das Triell nicht sehr lang und es war die Geburtsstunden des H&H-Battles™: Holland vs. Holstein.

Durch die recht große MC Pirate-Community bekam Gerrit an einigen Stellen der Strecke Anfeuerungsrufe, so auch in der Anfahrt zur Schräghang-Rampe: „Gerrit, du bist dran.“ Mit letztem Atem rief ich zurück „Dran ist noch nicht vorbei!“ – ein paar kleine Psycho-Spielchen gehören halt dazu.

So hechelte ich also mit dem Pink-Shadow im Nacken weiter über den Kurs und in der 4. Runde hatte ich sogar die Hoffnung, dass wir den vor uns fahrenden Sebastian noch einholen könnten, denn sein Abstand war deutlich geschrumpft. Vermutlich hatte er aber zwischendurch nur ein bisschen Kräfte gespart, denn in den folgenden Runden wuchs der Abstand wieder, der Platz 4 enteilte uns also Meter für Meter. Andererseits blieb die Lücke nach hinten zu Luigi und dahinter Kay ziemlich konstant, so dass wir das H&H-Battle™ um Platz 5 unvermindert weiter ausfechten konnten.

Mit dem Sand, speziell in der mittleren Sandkiste, hatte ich während des Rennens meine liebe Mühe; nur jede zweite Runde gelang einigermaßen.

Nachdem es in der Runde gut klappte ich ich mit Vorsprung in die folgenden Schikanen fuhr, (angefeuert von Sonja: „Ja, los: Du kannst dich absetzten!“) patzte ich in der 2. Schikane und kam fast zu Sturz. Aber eben nur fast: Gerade eben konnte ich es vermeiden, stieß dabei aber sehr hart mit dem linken Knie am Vorbau an. (Sonja: „Nee, so klappt das nicht!“) Ich war zwar noch vor ihm, musste aber sehr kräftig durchatmen, um den Schmerz wegzuhecheln.

Die vorletzte Runde fuhr Gerrit dann wieder hinter mir und konnte sich weiterhin genüsslich anschauen, wo es bei mir lief und wo nicht.

Als ich in dieser Runde vor Gerrit in die Sandkiste fuhr und dort vom Rad runter musste, zwang ich ihn hinter mir damit auch zum Absteigen. Nun aber gab es eine Lehrstunde „Triathlet vs. reiner Radfahrer“: während ich mich laufend wie eine Schildkröte durch die Sandkiste bewegte, zog rechts ein Hase vorbei.

Danach wieder rauf auf die Räder, scheuchten wir durch die beiden engen Bergauf-Bergab-Schikanen, wo Gerrit dieses Mal patzte und zu Boden ging. Mangels Platz kam ich nicht vorbei, aber Gerrit war schnell wieder auf dem Rad und Richtung Start-Ziel überholte ich ihn wieder – Glocke zur letzten Runde.

Nun wieder der eklig-kraftzehrende Aufstieg:
Hier war ich darauf bedacht, nicht zu überziehen und mit den letzten Kräften hauszuhalten, was Gerrit wieder zum Überholen nutzte und auch gleich eine Lücke zwischen uns entstand.

An der folgende Bergab-Schleife hatte ich aber an diesem Tag meine wahre Freude gefunden und Runde für Runde konnte ich das Rad dort schneller laufen lassen – Bremse anzupfen war irgendwann gar nicht mehr nötig. Und so war ich dann auch ruck-zuck wieder direkt an seinem Hinterrad.

Bei der folgenden Bergauf-Fahrt war es dann vorbei mit Kräfte einteilen: All-In, einfach irgendwie dranbleiben!

Zum letzten Mal ging es den Schräghang runter und wieder rauf: Gerrit strauchelte, war aber schnell runter vom Rad und schob es bergauf. Ich fuhr auch zum sechsten Mal hier hinauf – allerdings nicht schnell genug, um überholen zu können.

Dann oben im Formationsfug über die Wiese und hinein zum letzten Mal in die Abfahrt des fester Fußwegs hinab Richtung Depot: Kette rechts, ich setzte links zum Überholen an.
Aber Gerrit ist aufmerksam und hält dagegen: Keine Chance für mich, hier ohne Auspacken der Brechstange vorbei zu kommen.

Aber irgendwas MUSS ich versuchen: Wenn er auch durch den Sand und die Schikanen vor mir bleibt, dann wird er mit seiner Mehr-Leistung auch das restliche Stück Wiese und Weg bis ins Ziel vor mir bleiben.

Es geht also hinein ins zackige Geschlängel hin zur Baumschikane und durch die kleine, mit Wurzeln gespickten Senke. Dann meine letzte Chance: Auf dem Stückchen festen Weg hin zur Sandkiste lässt es Gerrit eher ruhig angehen und ich gebe Vollschub: Vorbei! Dann Tempo stehen lassen auf den 90°-Knick zu, bremsen auf der letzten Rille und mit maximalen Schwung durch die Kurve. Jetzt bergab zum Ufer nochmals Schwung mitnehmen, rum um den nächsten Rechtsknick und durch den ersten, harmlosen Teil der Sandkiste. Jetzt denke ich „Matchball: Wenn ich mit ordentlichem Vorsprung durch den Sand und heil durch die Schikanen komme, dann habe ich ihn.“

Da die zweite Sandpassage bisher nicht immer geklappt hat (und damit ohne den Schwung auch der 3. Teil nicht), wähle ich dieses Mal eine andere Linie als in den 5 vorherigen Runden: „Alles oder nicht, Pokal oder Spital, Sieg oder Niederlage!“

Gut, ganz so dramatisch war es nicht, aber: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“

Also mit Vollschub hinein und hindurch durch den 2. Teil des Sandes, mit Schwung und Kraft wühle ich mich auch durch den ansteigenden 3. Teil der Sandkiste. Dann hinein in und konzentriert durch die doppelte Schikane und ab da ist es nur noch Schlusssprint. Der Blick zurück zeigt: Ganz viel Tageslicht, ich habe meinen Battle-Partner tatsächlich abgehängt.

Mit einem lauten „JAAAA!“ geht es über die Ziellinie und danach sinke ich direkt zu Boden: LUUUU-FT!

Gerit rollt auch ins Ziel und hilft mir wieder auf die Beine – was für ein Spaß, was für ein Fight; das war seit langer Zeit (Harburg 2021?) das mit Abstand härteste aber unterhaltsamste Rennen!

Und weil wir 6 lang quasi unzertrennlich waren, ging es auch im Doppelpack zu den Sanitätern, um die Schmarren an unseren linken Knien verarzten zu lassen.

Auf dem Podium landeten Klaus, Jörg und Hinnerk; Sebastian konnte unbedrängt als 4. über die Linie fahren.

Die leicht verfeinerte Strecke der Kattenberger war ein feines und würdiges Schlachtfeld dafür: Habt ihr wieder einmal richtig gut gemacht!

Weniger gut sind leider die Folgen, mit denen ich im Moment herumlaboriere: Trotz viel Salben und Kühlen ist das linke Knie dick und unbeugsam. Am Montag ging es noch halbwegs, heute ist es aber richtig schlecht und ich fange an mir Sorgen um die Starts am kommenden Wochenende zu machen – ich hoffe inständig auf eine Art Wunderheilung.

Bilder von Michael Richter (aka. Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/10/31/stevens-ccc-kaltenkirchen-29-10-2023/ ) und dem RSC Kattenberg (https://www.rsc-kattenberg.de/fotos/).

VonMarco

Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 5. Lauf: Mölln II

Zweiter Tag:

Die Beine schwer, die Knochen schmerzend – der zweite Tag eines Doppel-Wochenendes läuft wie immer bleiern an. Stern Aber gut: Allen die gestern schon dabei waren, geht es ja ähnlich. Sorgen bereiten dann eher die „frischen Kräfte“ auf der Starter-Liste wie Klaus, Luigi, Sebastian oder Jannibal, wobei die beiden letzteren dann doch nicht am Start standen.

Zu allem Überfluss dann auch noch die „eklige Fahrtrichtung“, bei der es schier endlos durch das Wäldchen geht und auch der Rest der Strecke fühlte sich so an, als würde es zu 80% nur bergauf gehen…

Wie gestern war Jörg lange vor mir da. Obwohl es lt. Wetterapp eigentlich hätte trocken sein sollen, pladderte es wieder kräftig los und ich musste schon vor den Aussteigen die wetterfesten Stiefel und Regenjacke/-hose anlegen, bevor ich zu Jörg’s Bus rüberstapfte.

Wo man sich in anderen Gegenden der Republik wortreich begrüßt, sich gegenseitig nach dem werten Wohlbefinden erkundigt und ebenso wortgewaltig darüber Auskunft gibt, bietet die Norddeutsche Mundart die Möglichkeit, die Sache abzukürzen, das könnte dann so ablaufen:

„Moin.“
„Moin.“ (Geschwätzigere Zeitgenossen wählen hier die Grußformel „Moin Moin“.)
„Und, wie is?“
„Muss ja.“ (Das ist schon die Langform, „Muss“ hätte auch vollauf gereicht. Je nach Mimik und Betonung drückt man damit aus, dass alles super-bestens ist, es eher neutral ist oder man völlig im Ar$ch ist.)
„Na denn.“

So wäre also alles gesagt und ich konnte für eine Testrunde auf die Strecke.

In Erwartung einer deutlich trockeneren Strecke hatte ich von den Limus auf die etwas besser rollende Kombination Fango/Rhino gewechselt – die funktionierte jetzt auch ganz gut. Etwas tricky waren nur die beiden Schräghang-Auffahrten, die ich mir 3x angucken und testen musste, ehe es fahrend gut klappte.

Für die Startaufstellung wählten Jörg und ich unsere Plätze von gestern.

Jörg kam wieder gut weg, ich musste richtig auf die Pedale drücken, um die beiden Kieler hinter mir zu halten. So kam ich mit etwas Überschuss auf den eher verhalten in die erste Kurve rollenden Jörg auf und dachte mir: „Bevor ich jetzt bremse, lege ich ihm dann mal die Spur vor.“

Also innen vorbei und dann unter der Brücke hindurch, bergauf an der Tribüne vorbei. Im Formationsflug war das „pushing things really forwards“, der Blick nach der ersten Kehre auf die Verfolger zeigte schon ganz viel Luft nach hinten.

Als wir dann zum 2. Mal am Depot vor der Tribüne vorbei kamen und Jörg direkt an meinem Hinterrad klebte war es an der Zeit, ihm die Staffelstab zu übergeben: Hin zum und durch den Containertunnel,

den Schräghang und hin zum Wald ging es noch in CTH-Formation, dann aber in der langen Waldsteigung fuhr Jörg auf und davon. Hinterm Wald bergab und durch die Stromkasten-Schikane, dann die kurze, steile Abfahrt und Richtung Zielgerade – hier hatte sich Klaus schon an meine Fersen geheftet. Bis über die Ziellinie ließ er mich noch auf Platz 2 zappeln, aber danach zog er vorbei und lange konnte ich nicht in seiner Nähe bleiben.

Beim Blick zurück, der eine Runde zuvor noch eine ordentliche Lücke auf die Verfolger zeigte, der zeigte jetzt: Nichts. Mehr als ungewöhnlich, aber nicht unangenehm, jetzt mit einem solch gewaltigen Vorsprung auf Platz 3 zu fahren.
Zumal die Strecke durch den vorangegangenen Regen wirklich gelitten hatte und auch die zuvor fast trockene Pfütze nun wieder gut vernässt war. Speziell die Auffahrt aus dem Loch war schlüpfrig und gelang während der 5 Runden auch nur zu 80%.

Aber auch an den anderen kurzen, steilen Rampen der Strecke hinter dem Pumptrack, vor dem Depot und am Schräghang bot der Rhino am Hinterrad nicht genug Traktion und in manch einer Kurve neigte der Fango vorn zum Rutschen – mit der Bereifung des Vortages hätte ich mir das Leben leichter machen können.
Dank des Vorsprungs musste ich aber gar nicht auf der letzten Rille durch jede Kurve steuern und konnte mich auf eine technisch saubere Fahrt konzentrieren – der zäh rollende Untergrund zog dennoch Runde für Runde sämtliche Körner aus den Beinen.

Verwunderlich war nur, dass Hinnerk nicht hin hinter mir auftauchte – wie ich später erfuhr lag das allerdings daran, dass er mit einem Defekt ausgeschieden war. Letztlich ein Geschenk für mich, denn unter normalen Umständen fährt er auf einem Level mit Jörg und ich kann ihm kein Paroli bieten.

So aber konnte ich erneut als Dritter über die Ziellinie fahren – Podiums-Hattrick!

Jörg kämpfte vorn zwar tapfer wie immer,

wurde aber dennoch von Klaus eingeholt, überholt und letztlich auch distanziert.

So endete Jörg’s Siegesserie also und das Podium dieses Mal also etwas anders aus.

 

Bilder von Michael Richter (aka Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/10/16/stevens-ccc-wedel-15-10-2023/ )

VonMarco

Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 4. Lauf: Mölln I

Sonnabend, erster Tag in Mölln:
Dieses Mal in anderer Fahrtrichtung als vergangenes Jahr am ersten Tag und Start/Ziel wieder oben am Parkplatz, also so wie im vorletzten Jahr.

Bei meiner Ankunft war Jörg natürlich schon vor Ort und war gerade dabei, sein Rad nach der Streckenbesichtigung zu säubern. Da wollte ich natürlich nicht nachstehen und begab mich auch auf die Strecke – wegen des pladdernden Regens noch in Winterstiefeln, Regenjacke und –hose.

Durch die kräftig abfallende Startgerade nahm man gleich ordentlich Tempo auf, was die folgende 180°-Kurve mit wahlweise leicht matschiger Spur oder nebenan nassem Gras schon mal tricky werden ließ.
Dann hinter den Containern rechts rum, leicht steigende Gerade und dann durch die legendäre Stromkasten-Schikane: Die ließ sich zwar gut fahren, aber nur wenn man für die Rechts-aufwärts-Kurve ganz weit links ausholte – fraglich nur, ob sich später im Startgetümmel so viel Platz ergeben oder jemand innen „dicht machen“ würde?
Dann noch eine Stufe rauf und wieder runter, ehe es rechts hoch in den Wald ging. In dieser Fahrtrichtung ist der Wald noch recht angenehm, weil man eben nur kurz bergauf fährt, dann eine längere, aber natürlich wellig-holprig-wurzelige Abfahrt vor sich hat.
Nach dem Wald dann ins „sandige“ Infield, wobei es sich dieses Mal eben um maximal wassergebundenen Sand handelte – besser als echter Matsch oder tiefer, loser Sand, aber niCX was gut rollt.
Dann der Schräghang mit 2x rauf und runter, der im eher stumpfen Winkel angefahren recht gut funktionierte. Danach der „Containertunnel“, ansteigend an den Tribünen und dem Depot vorbei und danach zweistufig bergab zum durchschnaufen.
Danach wieder nasser, tiefer Sand, eine kleine Mut-Abfahrt und weiter nasser, tiefer Sand bis hin zum Wasserloch:
Hier tastete ich mich erst mal ganz vorsichtig heran um zu gucken, wie tief die XXXL-Pfütze überhaupt war und wie fest oder weich der irgendwo darin verborgene Grund wo sein würde – macht ja keinen guten Eindruck, wenn man da zu tief eintaucht oder das Vorderrad stecken bleibt und man abgeworfen wird. Aber schlimm war es nicht, sowohl weiter rechts eine tiefere, geradere Linie als auf weiter links eine flachere Linie, aber hinter dem Wasser stärker ansteigende Linie waren gut möglich – ich entschied mich später jeweils für die linke Variante.
Dann weiter, enge 180°-Kehre auf … genau: nassen Sand, elend breit, ganz links fand ich eine relativ feste Spur. Danach der kleine Single-Trail zum Pumptrack rein in die Schlangen-Kurven der Motocross-Strecke zurück auf die breite Hauptspur an den Tribünen entlang. An deren Ende schießt man dann bergab mit ordentlich Tempo auf eine ganz enge, scharfe Kurve zu, die gleich ab dem Einlenken scharf ansteigt und zum Ziel führt – ja, so „schnell & einfach“ ist man einmal herum.

Beim zweiten Mal machte das Ganze jedoch schon richtig Spaß – die Linienwahlen passten, die Reifen funktionierten und ich hatte richtig Lust auf das Rennen.

Startaufstellung:

Durch den 2. Platz in der Gesamtwertung durfte ich neben Jörg in die erste Reihe. Die freie Platzwahl war dabei ein Segen, denn mitten in der Startgeraden lag ein mächtiger Erdhaufen, an dem man links gut, rechts wenige gut vorbeifahren konnte.

Der Pfiff kommt und die wilde Fahrt startet:
Jörg kommt am besten weg, ich klebe mich an sein Hinterrad. Wir kommen gut um beide Kurven und auch in der langen Anfahrt zur Stromkastenschikane macht niemand Anstalten zu überholen. So haben wir ausreichend Ellenbogenfreiheit um sauber durch die Stromkastenschikane zu fahren. Oben im Wald lässt es Jörg auf dem hoppeligen Boden richtig laufen und schon geht eine kleine Lücke zwischen uns auf.

Nach der Abfahrt und Kehre zum Schräghang die erste Gelegenheit mal nach links zu schielen:

Hinnerk nicht weit hinter mir, aber dann kam schon eine ordentliche Lücke: Startphase hervorragend geglückt. Ist halt schon von Vorteil, ungestört vorweg zu fahren und nicht in der ersten Schikane im Getümmel festzustecken.

In der Auffahrt Richtung Depot zog Hinnerk dann an mir vorbei und auch gleich Meter um Meter auf und davon.

In der Anfahrt zur Pfütze dann die nächste Gelegenheit auf den ersten Verfolger zu werfen: Pirat Gerrit-Jan war in seinem grell-bunten Outfit gut zu erkennen und sehr zu meiner Freude war die Lücke weiter gewachsen.

Bei der ersten Zieldurchfahrt der Blick auf den Rundenanzeiger: 4 weitere Runden standen noch an, also noch viel Zeit und Weg, um den momentanen 3. Platz zu verlieren.

Aber: Auch die gesamte 2. Runde lang blieb der Abstand komfortabel groß – konnte ich mich also auf eine saubere Fahrweise konzentrieren und vielleicht sogar ein bisschen Kraft für Morgen sparen?

Nein, das konnte ich nicht: Mitte der 3. Runde war die Lücke deutlich geschmolzen, also musste ich auch die gesamte 2. Rennhälfte weiter pushen.

Immerhin klappte das sehr gut: Das Rad lief wie auf Schienen, der Fahrer schnaufte dazu wie eine Dampflok und der Abstand wuchs wieder. So fuhr ich also den 3. Platz ungefährdet bis in Ziel – und weil es auf der gesamten Strecke keinen Grund zu Absteigen und Laufen gab, habe ich immerhin für die Überquerung der Ziellinie mal 2 Meter zu Fuß zurückgelegt.

Jörg hatte unterwegs hingegen mehr Renn-Action:

Hinnerk hatte ihn zwischenzeitlich gestellt, überholt und eine Runde lang geführt.

Irgendwie konnte er dann aber doch gar nicht mehr vorhandene Reserven mobilisieren und seinen 4. Saisonsieg erkämpfen.

So kommt es also zum gleichen Podest wie 6 Tage zuvor in Wedel – so langsam finde ich richtig Gefallen daran.

 

Bilder von Michael Richter (aka Mike667, Stevens CCC – Mölln 21.10.2023 – Helmuts-Fahrrad-Seiten.de )

VonMarco

Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 3. Lauf: Wedel

Dieses Wochenende ging nach Wedel zum „2. Ulli Langbehn Radcross“.

Da die Strecke im vergangenen Jahr eher ein „Motoren-Kurs“ war (viele, z.T. lange schnelle Abschnitte und eher wenig klebrig-zäh laufenden Boden (z.B. das lange Wiesen-Stück mit der Doppelhürde), hatte ich unter der Woche auch nasses Wetter gehofft und am Vortag noch meinen Teamkameraden geWhatsAppt:

„Bin heute zwar schon 2x nass geworden beim Gassigehen, aber mit Blick auf morgen freue ich mir wegen des Wetters ein Loch in den Bauch: Hoffentlich schüttet es in Wedel auch kräftig, so dass unsere „Vorgruppen“ den Acker morgen richtig schön umpflügen.“

Und so geschah es auch:
Von Martin, dessen Rennklasse den allerersten Start des Tages hatten, kam ein Bild seines schlammbepackten Crossers

und von Jörg, der super-früh da war, die Nachricht: „super matschig, eigentlich unfahrbar“.

So konnte ich also schon Zuhause gleich die Allrounder herausnehmen und gegen die Limus tauschen.

Martin schlug sich bei den jungen Kerlen sehr wacker und rollte als 16. von 24. Startern wieder in die Punkte-Ränge.

 

Die Strecke war im Prinzip unverändert zum Vorjahr aufgebaut, im wesentlich fehlte nur die natürliche „Baumstamm-Schikane“ und das Bergauf-Stück nach der langen Geraden hat einen zu Glück nicht allzu groben Schotterbelag bekommen.

Aber prägend waren vor allem Matsch, Matsch und nicht zuletzt der Matsch. Bei der Streckenbesichtigung konnte ich meine Freude irgendwie noch nicht so richtig zeigen…

Der Start unseres Rennens war dann ein Schmankerl der ganz besonderen Art. Fotograf Michael hat es sehr gut beschrieben:

Es brauchte 3 Versuche, das Hobby Ü50 Rennen ordnungsgemäß zu starten. Beim ersten Versuch, startete der Sprecher das Rennen, obwohl der WAV mit dem Aufruf noch längst nicht fertig war -> FEHLSTART und Rennabbruch. Die Fahrer waren da aber schon etwa 2/3 der Strecke gefahren.
Neuer Aufruf durch den WAV, regulärer Start durch selbigen – was macht der Sprecher der etwa 100 m weiter weg steht? Richtig er kräht „Abbruch, Fehlstart“ ins Mikrofon …  Der WAV ist jetzt richtig angefressen … dem Sprecher wird das Mikro abgedreht.
Es folgt der dritte Aufruf und der zweite reguläre Start – alles klappt – das Rennen läuft (endlich).

Nachdem der erste Start so mittelgut und der zweite Start prächtig für Jörg und mich liefen, passte es auch beim 3. Anlauf einigermaßen:

Jörg gleich vorneweg über den festen Weg, sicher durch die beiden Kurven hindurch zum Sportplatz, ich hintendran.

Die zergurkte Wiese konnte man maximal bis gut zur Hälfte fahren, musste sich dann ein bisschen die Füße vertreten und wieder rauf auf´s Rad, nur um dann in den graslosen „Gras-Schräghang-Wellen“ wieder abzusteigen.
Fahren war hier einigermaßen unmöglich bzw. wäre nur in Super-Zeitlupe am Rand entlang gegangen. Das Rad halb schiebend-lupfend hat sich im Rennverlauf als beste Variante gezeigt; schultern und laufen blieb wegen des tiefen und schlüpfrigen Bodens ein einmaliger, weil unsicherer Versuch.

Auf die elendig langen Speed-Geraden fuhren dann Hinnerk und Sebastian an mir vorbei.

Am Ende der Geraden konnte ich durch die Rechtskurve recht viel Schwung ins Bergaufstück mitnehmen und noch einigermaßen Kontakt zu den beiden halten.

Wieder runter zum Sportplatz ging trotz des weichen Bodens erstaunlich gut und sicher; dort durch die Kehren-Schikane fand ich erst ab der zweiten Runde die richtige, bis zum Wendepunkt fahrbare Linie.

Am Spielfeld vorbei dann wieder die gleiche Linie wie im letzten Jahr: Auf den Gehwegplatten ließ sich hier ein bisschen durchschnaufen, ehe es richtig rutschig durch die Schikane und dann raus zum Wendepunkt an der Schulauer Straße ging.

Anschließend die Passage Richtung Hürden: Hier war Hinnerk so langsam entschwunden, während ich wieder näher an Sebastian heran kam.

Über den Parkplatz ging es in den unteren, technisch-matschigen Teil der Strecke – frei nach Boris Becker und seinem Wimbledon Center Court würde ich diesen Abschnitt als „mein Wohnzimmer“ bezeichnen:

Tritt für tritt kam ich dichter und an der Brücke hatte ich Sebastian wieder gestellt. Während wir die folgende Bergauf-Bergab-Schikane Seite an Seite (er schiebend, ich fahrend) absolvierten, konnte ich ihn dahinter überholen und gleich ein paar Meter zwischen uns bringen.

In der nächsten Runde kam er dann nach der flachen und der Bergauf-Geraden zwar wieder deutlich näher, aber sobald wir wieder in tieferes Geläuf kamen, konnte ich mich wieder absetzten.

In der letzten Runde sah die Lage dann schon recht entspannt aus: In den Kehren des technischen Teils konnte ich sehen, dass vorn bei Jörg alles nach Plan lief und dass ich nach hinten einen recht sicheren Vorsprung hatte.

So ging es dann als 3. über die Ziellinie, wo ich meiner Oma noch einen Gruß hinterherschicken konnte – 3 Tage vorher war sie mit fast 102 Jahren in den Himmel aufgefahren.

Jörg schien übrigens gewissermaßen mit Kamera-Tarnkappe unterwegs gewesen zu sein: Außer dem Podest-Bild gibt es leider keine Fotos von ihm. Oder er war schlichtweg zu schnell, um von der Kamera erwischt zu werden.

Nach dem gelungenen Debut im letzten Jahr auch dieses Mal wieder eine wirklich schöne Veranstaltung und die Strecke hat mir unter diesen Bedingungen auch sehr viel besser getaugt.

Hier also zum-auf-der-Zunge-zergehen-lassen das Podium der Hobby-Ü50-Männer:

Bilder von Michael Richter (aka Mike667, https://helmuts-fahrrad-seiten.de/2023/10/16/stevens-ccc-wedel-15-10-2023/ ) und der RG Wedel.

VonMarco

Stevens Cyclocross Cup 2023/24, 2. Lauf: Hannover

Anders als in Norderstedt und in allen kommenden SCCC-Rennen durften wir alten Hobby-Männer als „das Letzte“ auf die Strecke, sondern waren auf den ersten Termin um 10 Uhr gesetzt worden. Also klingelte der Wecker gefühlt mitten in der Nacht – niCX für mich.
Dennoch lief beim Frühstück alles wie am Schnürchen und ich habe nichts dem Zufall überlassen:

Während ich den Haferbrei kochte lief im Radio die Hymne aller Cyclocrosser

und der Kaffee landete in einem Souvenir aus Hoogerheide.

Danach rüber zu Jörg, Rad und Sachen umgeladen und mit der aufgehenden Sonne ging es ab in Richtung Hannover.

Dank des Feiertags waren wir auch in weniger als 2 Stunden dort und konnten nach einem Plausch mit „dem kleinen“ Björn noch ordentlich ein paar unsere Besichtigungs- und Warm-up-Runden drehen.
Der Kurs war zwar in einigen kleinen Details verändert, was aber im Grunde keinen Unterschied zu den vorherigen Austragungen machte.

Der Untergrund war super-trocken, hart und staubig, hubbelig, hubbelig, und hubbelig, dazu waren in den beiden waldigen Single-Trails wohl noch ein paar Schubkarren trockener Boden verteilt worden. Insgesamt also vor Allem ein Motoren-Kurs, Fahrtechnik bis auf wenige Ecken Nebensache.

Jörg und ich wurden als erste aufgerufen – eine ganz ungewohnte Ehre für mich. Startaufstellung war wie vorletztes Jahr unter der Brücke. Dafür wurde für die Startrunde der erste Singletrail und die erste Wiesen-Schikane gesperrt, stattdessen ging es auf dem Asphalt geradeaus bis zur Einfahrt des 2. Singletrails.

Der Start war wie aus dem Bilderbuch: Pfiff und los, gleich das Pedal gefunden und sauber durchbeschleunigt. So bog ich als Erster und fast zu schnell in den Wurzel-Trail; Jörg hatte es geschafft sich im Verlauf der Startgeraden direkt in meinen Windschatten zu hängen.
Nach dem Trail und dem äußersten Wendepunkt an der Stadionbrücke ging es wieder auf ein kleines Asphaltstück, auf dem ich dann die Führung an Jörg übergeben konnte – soweit klappte also alles Drehbuch-gemäß, so wie wir es uns als denkbar bestes Szenario ausgemalt hatten.

Der weitere Verlauf des Drehbuchs hätte dann so ausgesehen, dass ich Jörg die Verfolger noch eine ganze Weile von Hals halten würde – aber dazu war ich nicht einmal ansatzweise in der Lage:

Die Beine fühlten sich beim Warmfahren schon alles andere als kräftig und ausdauern an und die lange, harten, holperigen Wiesenabschnitte setzten dem ohnehin zähen und steifen Rücken mal so richtig zu – ein echter Rückenmörder-Kurs.

So zogen recht bald einige der schnellen „Einheimischen“ an mir vorbei; ich glaube zum Ende der ersten Runde lag ich nicht einmal mehr auf Platz 6.

Im Laufe der 2. Runde ging es dann sogar bis auf Platz 10 nach hinten, auch Jan „Jannibal“, nach etlichen ausgelassenen Saisons wieder „an Bord“, ließ mich wie eine Slalomstange stehen. Der Platz 11 war gegen Rundenende in Form des nächsten Verfolgers Bernhard auch nicht mehr fern.

Beim Wechsel von Single Trail – Asphalt – Wiesenschikane – Asphalt versteuerte sich Karsten vor mir und ich schlüpfte wieder vorbei; eine gute halbe Runde später überholte er mich dann wieder. Allerdings schein er bei der nächsten Zieldurchfahrt schon arge Sehnsucht nach dem Ende des Rennens zu haben und ich überholte abermals und konnte in den folgenden beiden Runden wieder einen ordentlich Vorspruch auf ihn und auch auf den dahinter liegenden Bernhard herausfahren.

Der „Daumen hoch“ gilt hier auch der Erleichterung: 2 Lins- und eine Rechtskurve weiter wartete das Rennende. Die niedrigen Hoppel-Hürden habe ich übrigens nicht mal bei der Proberunde versucht zu überspringen: Viel zu groß war an diesem Tag die Angst, mir einen kompletten Rücken-Stillstand hinein zu zischen.

Ganz vorne kam Jörg natürlich bestens ohne jede weitere Schützenhilfe zurecht und fuhr im 2. Rennen seinen 2. Saisonsieg ein – maximale Punktzahl in der Gesamtwertung!

Trotz meiner schwachen Leistung: Dadurch, dass die meisten der Norderstedter Teilnehmer in Hannover nicht am Start waren, fand ich mich dank meiner Strategie der kleinteiligen, aber fleißigen Punkte-Sammelei plötzlich auf Platz 2 der momentanen Gesamtwertung wieder!

Hmm, Gedankenspiel: Was wäre, wenn jetzt plötzlich Corona voll zurück käme, die Saison abgebrochen würde und der jetzige Zwischenstand plötzlich der Endstand wäre? Böse, böse!  🙁

Egal: Diesen Zwischenstand werde ich mir ausdrucken, einrahmen und in die Fahrrad-Werkstatt hängen!  😀

Anschließend haben wir noch ein bisschen bei den Lizenzlern (Senioren 3/4 und Damen) zugeschaut. Eigentlich wollte ich ja ganz genüsslich mit einer Tüte Pommes in der Hand zusehen, wie sich mein alter Battle-Kumpel Mario quält. Aber der hatte Pech, sammelte ein gebogenes Stück Eisen auf, das sein Schaltwerk kaltverformte – aus die Maus.

Die Rückfahrt aus Hannover gelang zum Glück so zügig wie der Hinweg. Jetzt heißt es erstmal, die rennfreie Zeit zu nutzen um endlich die letzten Erkältungs-Reste loszuwerden und dann heißt es zur Runde 3 in Wedel „neues Spiel, neues Glück“.

Bilder: Michael Richter ( Stevens CCC – Hannover 03.10.2023 – Helmuts-Fahrrad-Seiten.de )

VonMarco

Stevens Cross Cup 2023/24, 1. Lauf: Norderstedt

Die Einleitung meines Berichts hat Fotograf Michael auf HFS schon perfekt ausformuliert:

… dann tat der Himmel seine Pforten auf und aus einem staubigen Cyclocross-Rennen wurde ein schwammig, matschiges Erlebnis …

Was so schön begann wurde dann feucht fröhlich(?) beendet. Der Regen hättte noch 3 Stunden warten können. Schon beim vorletzten Rennen der Elite/Masters 2/U23 fing es leicht an zu regnen. Beim letzten Rennen der Hobby Ü50 schüttete es dermaßen, dass selbst ich Zuflucht unter einem Zelt suchte. Diejenigen, die auf Sandreifen (Semislicks) gesetzt hatten, konnten dann ordentlich das Driften üben, denn einst sandige Waldboden verwandelte sich streckenweise in seifige Matschlandschaft.

Ja, wer nicht genügend Arbeit hat macht sich selbst welche bzw. macht sich selbst das Leben schwer – für dieses Wochenende gleich in doppelter Ausführung.

Das „sich selbst im Weg stehen“ begann bei mir ganz konkret eine Woche vor dem Rennen, denn da fuhr ich in der Emilia-Romagna noch die „Nove Colli“ – dummerweise waren von den ~6,5 Std. Fahrzeit 5 Stunden auch schüttender Regen bei durchschnittlich 13°C, wodurch ich die ganze letzte Woche rotzend-hustend-niesend mit einer fetten Erkältung flach lag. Die Entscheidung es heute doch zu versuchen um zumindest 2 Sockelpunkte mitzunehmen, fiel am Sonntag erst gegen Mittag.

Da es die Tage zuvor trocken war, konnte ich auch einen sandig-trockenen Kurs erwarten. Gegen 14 Uhr war ganz leichter Regen vorhergesagt mit max. 0,9 l/m² – das würde der Strecke dann in Sachen Griffigkeit wahrscheinlich sogar gut tun. Also hatte ich auf die „Chicane“-Bereifung gesetzt.

Früh am Vormittag war schon Martin im Hobbyrennen der Jahrgänge 1984-2006 dran und schlug sich erwartungsgemäß gut auf Platz 9:

Ich trudelte erst nach 13 Uhr ein, fuhr eine Runde und fand den Kurs schon zu trocken und staubig – spekulierte ja aber noch auf eine kleine Anfeuchtung von oben. Rückblickend muss ich wohl sagen: „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen: Sie könnten in Erfüllung gehen.“

Der Regen begann dann auch recht sachte während ich mich etwas aufwärmte. Als wir uns alle zur bevorstehenden Startaufstellung versammelten, war der leichte Regen dann aber in einen stattlichen Wolkenbruch übergegangen – und jetzt war es zu spät um auf die im Auto liegenden Grifo/Rhino zu wechseln.

PFIFF und ab: Klaus startete wie eine Rakete, ich kam im Verlauf der Startgeraden auch ganz ordentlich in Fahrt, aber durch die erste Linkskurve musste ich schon fast im Stile eines Speedway-Fahrers driften. Jörg, meist nicht so toll startend, zeigte sich hier schon rechts neben mir, und so konnte ich genügend Platz lassen und 2 bis 3 Tritte sachte treten, so dass er sich gleich an Klaus‘ Hinterrad heften konnte.

Im drauffolgenden Geschlängel der Strecke kam ich noch sehr gut zurecht und konnte den beiden noch folgen.
Zu meinem Erstaunen war nach hinten schon bald eine stattliche Lücke aufgegangen: Keine Ahnung ob es hinten Stürze gab oder die Jungs noch vorsichtiger durch die Kurven eierten, aber es sollte mir sehr recht sein.

Vorn konnte ich noch recht lange beobachten, dass Jörg sich wie ein Terrier an Klaus‘ Hinterrad verbissen hatte ich ihn vor sich her scheuchte; ab der 2. Runde fuhren sie mir dann aber auf und davon.

Nun folgte so etwas wie ein Déjà Vu des Vorjahres: Gegen Mitte der 2. Runden hatte sich Hinnerk nach und nach herangearbeitet und war an der Treppe direkt an meinem Hinterrad.

Die Treppe, die Bunkerschikane dahinter und die folgenden Kurven und eine lange Gerade konnte ich mich noch mit Zähnen und Klauen verteidigen, aber auf der nachfolgenden Geraden zeiget er mir, das Hubraum und PS eben doch durch nichts zu ersetzten sind. Dass er nun vor mir lag hatte dabei auch niCX mit meinen Reifen zu tun: Bis hierhin funktionierten sie noch erstaunlich gut und kein Reifen der Welt hätte mich vor Hinnerk halten können.


Durch die hier folgende Senke konnte man im Trockenen noch gut durchfahren – jetzt ging das nicht mehr.


Matsch fun!

Also war Platz 3 flöten gegangen, aber ich lag immer noch sehr viel besser im Rennen, als ich jemals mit dem dicken Schnupfen-Kopf zu träumen gewagt hatte. Daher hieß es jetzt: Sauber durch den Dreck fahren, keine Wurzel dumm treffen und trotzdem Schwung mitnehmen.

Das hatte zwar auf den beiden ersten Runden noch ganz gut geklappt, aber der Streckenzustand war sehr dynamisch: Praktisch jeden Ecke veränderte sich Runde um Runde und allmählich wurde es wirklich anstrengend und erforderte hier und da schon kleine Zaubertricks um nicht zu stürzen.

In der letzten Runde sah ich dann erfreut, dass Jörg es geschafft hatte an Klaus vorbei zu kommen und er fuhr schon mit einigem Abstand in Richtung Ziel & Sieg.

Auch über die restliche Wegstrecke klappte es bei mir sehr gut: Ich konnte die Lücke nach hinten offen halten und kam als 4. über den Zielstrich -WOW!

Völlig durchnässt noch schnell Jörg’s Siegerehrung

und die Verleihung des Leader-Trikots anschauen,

einen schnellen Kaffee und dann ging es schnell wieder heimwärts: Erst den Fahrer heiß und dann das Rad lauwarm abgeduscht.

 

Bilder: Michael Richter Stevens CycloCrossCup – Norderstedt – 1.10.2023 – Helmuts-Fahrrad-Seiten.de

VonMarco

Nove Colli 2023 – die September-Ausgabe

Über sieben Brücken musst du gehen? Elf Freunde müsst ihr sein? Mal Fünfe gerade sein lassen?
Senza senso: Über neun Hügel sollst du fahren!

Ja, die NOVE COLLI. DAL 1971 – L’È ĆMINZÈ TÒT A QUÈ.

Aufmerksam geworden bin ich auf Italiens größten* Radmarathon schon vor vielen Jahren. Allerdings sind eine Streckenlänge von 205 km für mich zu weit, 3880 Höhenmeter zu hoch und hinzu kommt, dass der angestammte Termin zur Mitte des Monats Mai für mich auch zu früh ist, um überhaupt eine vorzeigbare Form zu haben.

(* In diesem Jahr mit 9812 Teilnehmern, davon 1231 aus dem Ausland, insgesamt 690 weibliche Teilnehmerinnen, der älteste Teilnehmer stammt aus dem Jahrgang 1934, die beiden Jüngsten aus 2007.)

So kann man die Redewendung des „Glück im Unglück“ wohl wörtlich nehmen, denn wegen Starkregen und Sturm mit fast apokalyptischen Folgen konnte die Veranstaltung im Mai diesen Jahres nicht stattfinden.

https://www.wetter.de/cms/unwetter-italien-aktuell-2023-ueberschwemmungen-in-emilia-romagna-und-kroatien-5043825.html

So wurde die 52. Auflage der Nove Colli auf den letzten Sonntag im September verschoben – das kommt meiner Formkurve also schon etwas entgegen.

Da etliche Straßen und Wege noch immer nicht befahrbar sind, wurde außerdem der Streckenverlauf angepasst:
So stehen für die September-Ausgabe „nur“ 170 km auf dem Streckenplan und auch bei den Höhenmetern gibt es einen „Rabatt“ von rund 1000 m.

Damit wandelt sich die Situation von „Nee, nix für mich.“ hin zu „Das ist eine lösbare Aufgabe.“
https://www.radsport-news.com/freizeit/freizeitnews_135272.html

1971 – wie ich finde ein gutes Jahr, denn nicht nur der allererste Gran Fondo Nove Colli wird ausgerichtet, sondern

  • in London eröffnet das erste Hard-Rock-Café,
  • die erste Sendung mit der Maus wird ausgestrahlt,
  • Greenpeace und die Ärzte ohne Grenzen werden gegründet,
  • Joe Frazier und Muhammad Ali hauen sich im Madison Square Garden die Köpfe ein.

Schweife ich vom Thema ab? Okay, auch im Radsport passiert einiges:

Eddy Merckx gewinnt zum 3. Mal die Tour de France und wurde zum 2. Mal Weltmeister.
Und einige mehr oder minder bedeutsame FahrerInnen werden geboren: Sabine Spitz, Jens Voigt, Steffen Wesemann, Gilberto Simoni, Tyler Hamilton, Lance Armstrong. Und Don Vito.

Also besteht qua Geburt schon eine gewisse Affinität zwischen mir und der Veranstaltung, also Jetzt oder nie, so günstig wie in diesem Jahr werden die Rahmenbedingungen wohl nie wieder sein.

Nach einem Reise-Zwischenstopp am Bodensee (inkl. radlerischer Exkursion der Gegend Lindau/Bregenz/Vorarlberg) war ich einige Tage vor dem Event in Cesenatico angekommen.

Auf den letzten 200 km der Anreise beschlich mich ein komisches Gefühl:
Wo um alles in der Welt sollen denn hier die ganzen Höhenmeter gesammelt werden? Schließlich ist die Gegend hier so platt wie ein Ceranfeld, dagegen muten Dithmarschen oder das Oldenburgische wie die Ausläufer eines Mittelgebirges an.

Aber bei näherer Betrachtung findet sich dann eine sehr scharfe Trennline des Marschlandes hin zu den Ausläufer des Appenin, etwa an einer gedachten Linie Mailand-Bologna-Rimini.

Bei meiner ersten Einrolltour von Cesenatico durch die Republik San Marino war das eindrucksvoll zu erleben:
Quasi übergangslos von jetzt auf gleich wechselt es von flach zu hügelig, teilweise mit dem Effekt, dass auf der linken Straßenseite topfeben ist, während rechts der Straße eine völlig andere Landschaft beginnt.

Was leider auch zu dieser Gegend dazu gehört, sind sagenhaft schlechte Straßen. Ja ich weiß:
Gefühlte Statistiken sind nicht wirklich aussagekräftig, aber ich würde sagen, dass etwa 90% aller Straßen baufällig sind. Besondern fatal dabei sind die zahlreichen, recht breiten Längsrisse – es ist also nicht empfehlenswert, als Hans-guck-in-die-Luft unterwegs zu sein; mindestens ein Auge sollte immer kritisch auf die Fahrbahn vor dem eigenen Vorderrad gerichtet sein.

Der Grenzübertritt nach San Marino ist völlig unspektakulär: 2 Schilder a Straßenrand, danach sieht man nur an den Autokennzeichen, dass irgendwas anders ist, alles andere sieht wie zuvor völlig italienisch aus.

Allerdings wird die Straße hier mal so richtig schräg: Mit bis zu 19,6% muss ich mich hier heraufquälen, das ist definitiv nicht mein Wohlfühlbereich.

Am Tag darauf lasse ich es deutlich flacher angehen und radle mal rüber nach Rimini.

Am Tag 3 schlendere ich bisschen durch Cesenatico

und hole am kleinen, bescheidenen Vereinsheim des G.C. Fausto Coppi meine Startunterlagen ab.

Einer der berühmtesten Söhne der Stadt, Marco Pantani, ist hier nach wie vor wohl gelitten und allgegenwärtig.

Nur 5 Minuten Fußweg vom Hotel entfernt steht auf der Piazza Marconi das „Monumento a Marco Pantani“:

Auf der Grünfläche vor dem Grand Hotel findet sich eine „Omaggio a Marco Pantani“:

Auf dem Friedhof wird schon am Eingang der Weg zum Mausoleum der Familie Pantani gewiesen:

Direkt am Bahnhof befindet sich der „Spazio Pantani“, ein kleines Museum mit einigen Devotionalien:

Aber auch in versteckten Ecken findet sich „Fan-Ware“ aus der Ära Pantani-Mercatone Uno:

Draußen vor der Stadt farbige Spuren des diesjährigen Giro d’Italia, auch hier wurde der Bogen zum Piraten geschlagen:

Das Wetter wäre die ganzen Tage vor dem Rennen perfekt gewesen – ausgerechnet zum Rennsonntag hin wendete sich das Blatt. Wobei es nach der Wetterapp und dem Regenradar dann doch noch in letzter Minute die Kurve hätte nehmen sollen:
Danach nur Regen in der Nacht, pünktlich zur Startaufstellung trocken bei 17°C und im Laufe des Vormittags sonnig bis 23°C. Ja, so hätte es sein können.

Aber dazu später mehr. Erstmal aufstehen. 5 Uhr früh. Warum tut man sowas? Runtertapsen in den Speisesaal des Hotels und Kohlenhydrate bunkern – so gut es eben um diese Zeit überhaupt geht.
Dann fertig machen – wegen der Wetterprognose lag die Entscheidung auf kurz-kurz, Unterhemd, für morgens noch die nicht regendichte, aber prima in der Rückentasche verstaubare Windjacke und wegen der noch feuchten Straße für die Schuhe Toe-Cover, damit die Socken nicht gleich vom Spritzwasser nass sind.
Im noch-dunkel-aber-gerade-hell-werdend die paar Meter zur Startaufstellung gerollt. Von oben trocken, aber nur 13°C. Was so beim Herumstehen im Block nicht viel ist. „Okay, dann fahre ich wohl erstmal mit der Jacke los und lege die dann bei ersten Pipi- oder Verpflegungstopp ab.“
Noch gar nicht ganz zu Ende gedacht, fängt es wieder an zu regnen, hört aber pünktlich zum Start um 7 Uhr auf. Block für Block wird gestartet, jeweils mit 4 Minuten Pause zum letzten Fahrer. Ich stehe im 4. Block und um 7:15 Uhr geht es auf die Reise.

Erstmal vorsichtig aus Cesenatico heraussschlängeln – mit nasser Straße, vielen Richtungswechseln, Fahrbahnteilern Kreiseln, böigem Wind usw. kommt noch nicht gleich „Freude am Fahren“ auf.

Grüppchen bilden sich, zerfallen wieder, einige haben Windallergie und mögen nicht vorne fahren und nach einer Dreiviertelstunde beginnt es wieder zu regnen und hört für lange Zeit nicht mehr auf: Wir sind dem von der Adria ins Landesinnere gezogenen Regen nicht nur gefolgt, nein: Wir haben ihn auch eingeholt!

Nach rund 30 km mit einem 33er Schnitt sind die flachen Kilometer passé und die ersten Mini-Huckel kommen, wodurch sich das Feld gleich umsortiert. Alles noch moderate Steigungsprozente, der Rhythmuswechsel klappt.
Die erste Verpflegung bei km 41 lasse ich rechts liegen und etwa ab km 47 beginnt es dann richtig mit der Kletterei auf einen „Dreizack“. Oben auf dem Pieve di Rivoschio lasse ich auch die 2. Verpflegung unbeachtet:
Bei Temperaturen zwischen 11-14°C und Wasserkühlung fließt kein Schweiß und der Getränkebedarf ist moderat.

Nach der nassen Abfahrt, die aber wie alle Abfahrten des Tages wirklich gut, leidlich zügig und für mich stressfrei zu bewältigen sind, stehen rund 20 fast flache km an, die ich in einer gut funktionierende Gruppe verbringe.

Was auffallend war: Ich habe noch nie dermaßen viele Leute mit Reifenpannen am Straßenrand stehen sehen. Bei keiner Veranstaltung, an denen ich in den vergangenen fast 35 Jahren teilgenommen habe, waren nur annähernd so viele Plattfüße zu bewundern: Keine 5 km am Stück, ohne dass ein oder mehrere gestoppte Fahrer an ihren Reifen hantierten, Platten en Gros. Dabei machten die Straßen einen eher sauber gewaschenen Eindruck und dass das alles Durchschläge am schadhaften Asphalt waren, kann ich mir auch kaum vorstellen. Was auch immer es war: Ich hatte auf Pirellis gesetzt, um Abstoßungsreaktionen mit dem italienischen Asphalt zu vermeiden und lag damit wohl ganz richtig.

Die Rennmitte ist erreicht und damit beginnt eine wirklich ernsthafte Kletterei:
Zuerst auf den Barbotto, der im Durchschnitt zwar nur mit 7% harmlos wirkt, aber einige Meter mit bis zu 18% in den Weg stellt. Hier oben erfolgt auch die Trennung der langen und mittleren Strecke; gleich danach folgt der Pertidicara, der sich von der Steilheit etwas milder gibt.

Allerdings sind beider Colli mit 507 und 653 Metern hoch genug, dass sich die Wolken daran festhalten und wir oben durch schön feuchte Tröpfenwolken fahren.

Unten in Novafeltria wartet bei km 103 eine im Streckenprofil gar verzeichnete Verpflegungsstation:
Auch wenn die Vorräte noch nicht aufgebraucht sind nutze ich sie, um eine Flasche frisch mit Isodrink, bzw. „Sali“, wie es hier heißt, zu füllen und einen der ausliegenden Riegel zu verdrücken. Außerdem verstoffwechsle ich an diesem Tag noch 2 Riegel und 3 Gels aus den eigenen Rückentaschen und wenn es auch bei dem einen Verpflegungsstopp bleibt:
Insgesamt 4 Pipi-Stopps kosten ein wenig Zeit – aber wenn man den ganzen lieben langen Tag keinen Tropfen ausschwitzt, muss die ganze getrunkene Flüssigkeit andersweitig wieder den Körper verlassen.

Noch lustiger wird es später am 791 m hohen Monte Pugliano: In dessen Anfahrt haben wir tatsächlich eine kleine Regenpause, fahren oben auf den letzten 200 Höhenmetern aber wieder in die Wolken. Auf der Rückseite hängen die Wolken allerdings komplett fest: Die ganze Abfahrt bis auf rund 200 m Höhe hinab geht es durch eine trübe, kalte Suppe – meine Kniescheiben fühlen sich auf der Abfahrt so an, als bekämen sie eine intensive Behandlung mit Eis-Spray.
So tut es richtig gut, dass es gleich wieder in den Anstieg zu Passo delle Siepi geht – mehr körpereigene Abwärme und weniger Fahrtwind helfen ganz gut gegen den nun wieder stärkeren Regen.

Auf der Anfahrt zum letzten richtigen Anstieg des Tages, dem Sogliano, geschieht es dann doch noch:
Der Regen hört auf und die Sonne kommt heraus! Nach 130 km und 5 Stunden Fahrzeit ist es also so weit:
Die Windjacke darf in der Rückentasche verschwinden und die Holsteiner Tricolore wird doch noch stolz durch Italien kutschiert.

Die Abfahrt auf gutem, abtrocknenden Asphalt macht noch einmal Spaß und mit 2 andere Fahrer bilde ich ein Grüppchen, das an einen weiteren Fahrer heranspringt und nach und nach wachsen wir zu einer recht stattlichen und flotten Truppe heran, die es letzten flachen Kilometer bis ins Ziel noch einmal richtig fliegen lässt.

Am letzten Kilometer erfolgte noch eine Trennung der 130 km- und 170 km-Felder:
Während die 130er geradeaus ins Ziel rollen, machen wir noch einen Bogen – wohl um wirklich auf die volle Kilometeranzahl zu kommen.

So ging es dann relativ entspannt über den Zielstrich: Mit 6:30:34 Std. reiner Fahrzeit und insgesamt 6:37:49 Std. unter diesen Bedingungen mehr als okay.

Ich steuere danach nicht den Bike-Park an, sondern rolle direkt ins Hotel um die noch teilweise nassen Klamotten los zu werden und unter die wohlig-warme Dusche zu springen.

Frisch-duftig geht es dann zurück zur Pastaparty (sind nur rund 8 Minuten Fußweg). Die Wartezeit ist zwar lang, aber das Essen gut & reichlich. Danach noch einen höllisch heißen und starken Espresso und das Highlight des Nachmittags:
Eine kostenlose Massage. So überrannt die Pasta-Party ist, so ruhig ist es bei der Massage. Der Chef nimmt mich nach allen Regeln der Kunst krachend-knacksend auseinander, fügt mich aber offenbar auch in richtiger Sortierung wieder zusammen: Danach fühle ich mich jedenfalls fast wie neu geboren.

Auf dem Weg zurück ins Hotel noch mal schnell bei Marco vorbei:
Der hat diesen Tag offenbar auch nicht still auf seinem Sockel verbracht, denn um seinen Hals baumelt auch eine Finisher-Medaille: „Ben fatto, vecchio pirata!“